Gesunde Ernährung ist keine Frage des Geldbeutels
Über den Tag der gesunden Ernährung
Um dem Thema gesunde und bewusste Ernährung einen festen Platz im öffentlichen Bewusstsein zu geben, wurde der Tag der gesunden Ernährung ins Leben gerufen. Dieser findet regelmäßig am 7. März statt. Initiiert wurde der Aktionstag im Jahre 1996 durch den Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED) sowie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Mehr über den Tag der gesunden Ernährung auf www.vfed.de/de/tag_der_gesunden_ernaehrung
Zum Tag der gesunden Ernährung am 7. März gibt die Leipziger Ernährungsexpertin Susanne Mücke Tipps, wie nahrhafte Lebensmittel auch ohne großes Budget auf dem heimischen Tisch landen können.
Redaktion:
In ein paar Tagen findet der bundesweite Tag der gesunden Ernährung statt. Was heißt das überhaupt? Sollte ich an diesem Tag besonders viel Obst und Gemüse essen?
Mücke
Obst und Gemüse alleine machen noch keine gesunde Ernährung aus, aber diese sind natürlich ein wichtiger Baustein im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung. Die weltweite Ernährungsoffensive „5 a day“ impliziert ja, dass der regelmäßige Verzehr dieser Lebensmittel dazu beiträgt, uns fit zu halten und Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2 bis hin zu Krebserkrankungen vorzubeugen. Zu einer gesunden Ernährung gehört aber noch viel mehr, z.B. ausreichend zu trinken, Vollkornprodukte zu essen und täglich Milchprodukte zu verzehren (siehe Infokasten). Die Stoffwechselvorgänge in unserem Körper sind ziemlich komplex und das bedeutet, dass wir alle wesentlichen Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, essenzielle Fette und Aminosäuren täglich aufs Neue zu uns nehmen sollten, um gesund zu bleiben. Neben einer ausgewogenen Ernährung dürfen Bewegung, Genuss und Entspannung selbstverständlich auch nicht fehlen.
Redaktion:
Das klingt ja ziemlich kompliziert. Glauben Sie denn, dass die Verbraucher dies auch so umsetzen bzw. wissen, was sie essen müssen?
Mücke
Das ist eine gute Frage. Aus meiner Beratungspraxis weiß ich, dass viele Menschen eigentlich gut darüber informiert sind, was gesund ist. Um die Grundsätze einer vernünftigen Ernährung zu verstehen, muss keiner Nährwerte berechnen oder Vitamine auswendig lernen. Woran es hapert, ist die tägliche Umsetzung, weil sich ungünstige Essgewohnheiten über die Jahre eingeschlichen haben, etwa zu viel kalorienreiches Fast-Food, Süßigkeiten und stark gesüßte Getränke. Viele Menschen essen zu schnell, merken dabei nicht, wann sie satt sind und essen tendenziell mehr. Das fördert natürlich das Übergewicht. Zu oft wird auch „nebenher“ gegessen, worunter das bewusste Genießen leidet. Das ist schade, da Essen eigentlich mehr als nur reine Nahrungsaufnahme sein sollte.
Gute Ernährung beginnt also bereits mit dem Bewusstsein, seine Essgewohnheiten schrittweise in Richtung gesund zu verbessern. Das bedeutet nicht, dass man in Askese leben muss. Essen ist Genuss und soll schmecken. Je natürlicher die Lebensmittel dabei sind, umso besser sind sie auch für uns.
Redaktion:
Zu wissen, was man essen sollte, ist sicherlich das eine. Viele Verbraucher können sich aber gesunde Lebensmittel oft nicht leisten. Da bleibt nur der Gang zum Discounter.
Mücke:
Das sehe ich ein wenig anders. Natürlich geht es nicht ganz ohne Geld. Ein geringes Monatsbudget für Lebensmittel ist kein Hindernis für eine gesunde Ernährungsweise, denn gute Lebensmittel können auch preiswert sein. Wer viele natürliche Lebensmittel einkauft und selbst kocht, spart schon automatisch viel Geld im Vergleich zur Imbissbude und Fertiggerichten. Ins Budget schlagen laut Erhebungen meist die Ausgaben für Süßigkeiten, Fleisch, Getränke, Alkohol und Zigaretten. Dieses Geld fehlt dann an anderer Stelle. Auch neigen wir häufig dazu, zu viel zu kaufen. Entweder weil wir ohne Plan einkaufen gehen oder weil uns gerade ein Sonderangebot lockt, das wir eigentlich gar nicht brauchen oder zumindest nicht in dem Maße. Damit Lebensmittel am Ende nicht weggeworfen werden müssen, lohnt es sich also auch beim Einkauf achtsam zu sein.
Redaktion:
Können Sie das noch ein wenig genauer erklären?
Mücke:
Redaktion:
Mücke:
Wir hatten ja schon gesehen, dass Obst und Gemüse eine gute Basis für eine gesunde Ernährung sind. Saisonangebote, z.B. auf Wochenmärkten und Waren aus der Region sind aufgrund der geringen Lagerungs- und Transportkosten oft preisgünstiger als Viele denken. Gerade bei Obst und Gemüse spielt die Saisonalität eine entscheidende Rolle. In der Erntezeit sind Obst und Gemüse zudem deutlich nährstoffreicher an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen als entsprechende Import- oder Lagerware. Erdbeeren im Winter sind nur ein teuer Luxus und haben sowieso noch kein Aroma. Diese Lebensmittel kauft man besser direkt beim Erzeuger. Man kann eine „Abo-Kiste“ abonnieren und bekommt alles bequem nach Hause geliefert. In Leipzig besteht zudem die Möglichkeit sich an Urban-Gardening-Projekten z.B. „Annalinde“ zu beteiligen und über diese Obst und Gemüse zu beziehen. Getreideprodukte, Hülsenfrüchte und Kartoffeln sind ebenfalls gute und günstige Sattmacher und lassen sich leicht zu raffinierten Gerichten umwandeln. Studien zeigen, dass eine pflanzenbetonte Lebensmittelauswahl nicht nur günstiger, sondern auch klimafreundlicher ist.
Bei den Getränken ist Leitungswasser ebenso empfehlenswert wie Mineralwasser aus dem Supermarkt und zudem ein kalorienfreier und günstiger Durstlöscher. Natürlich darf es aber auch mal ein Gläschen Wein oder Bier sein
Redaktion:
Und wie sieht es mit Fleisch und Fisch aus?
Mücke
Es stimmt, dass hochwertige Fleisch- und Fischprodukte das Budget stärker belasten. Um sich gesund zu ernähren, braucht man nicht jeden Tag Fleisch: Einmal pro Woche eine Portion auf dem Teller reicht durchaus aus und dazu eine Fischmahlzeit. Hier sollte dann aber die Qualität stimmen. Naturfischfilets (ggf. mit selbst hergestellter Panade) sind nicht nur günstiger, sondern meist auch fettarmer als Fischstäbchen. Wer sich überwiegend vegetarisch mit Eiern und Milchprodukten ernährt, kauft in der Regel auch preiswerter ein als regelmäßige Fleisch- und Wurstesser.
Auch bei Milch und Milchprodukten lohnt sich das Hinsehen. Teure probiotische Milchprodukte oder solche, die einen zusätzlichen Nutzen durch beigemischte Vitamine und Mineralstoffe versprechen, sind nicht notwendig. Herkömmliche Joghurts und andere Sauermilchprodukte besitzen zu meist geringerem Preis eine ähnlich positive Wirkung. Und auch Fruchtjoghurts lassen sich weniger süß, günstiger und gesünder aus frischem Obst und Naturjoghurt zubereiten. Und welcher Markenname auf dem Naturjoghurt steht, spielt für die Qualität oft keine Rolle.
Redaktion:
Sie sprechen über Qualität. Muss es immer Bio sein?
Mücke
Redaktion:Hat gesunde Ernährung etwas mit Bildung zu tun?
Mücke
Studien haben ergeben, dass ein niedriges Einkommen und ein geringer beruflicher Status oder Bildungsabschluss ein höheres Risiko für Übergewicht mit sich bringen. Menschen mit niedrigem Einkommen treiben oft auch weniger Sport, rauchen mehr, sind stärkeren Arbeitsbelastungen ausgesetzt oder leben in schlechteren Wohnverhältnissen. Oft steigt hier die Anfälligkeit für Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus und andere Erkrankungen.
Allein am Geld liegt das aber nicht. Auch Menschen mit größerem finanziellen Mitteln haben eine Vielzahl ernährungsbedingte Erkrankungen, vor allem wenn ihre Ernährung trotz Bio in hohen Maßen aus Fast-Food, Fertigprodukten, Chips und Süßigkeiten oder Alkohol besteht und sie sich zu wenig bewegen.
Erschreckend ist für mich die Tatsache, dass immer mehr Kinder übergewichtig sind. In Deutschland schon jedes zweite Kind.
Redaktion:
Was kann man dagegen tun?
Mücke
Hier hilft in erster Linie eine gewisse Vorbildfunktion im Elternhaus, die ihre Kinder bereits frühzeitig an das Thema gesunde Lebensmittel und Kochen heranzuführen. In den Schulen sollte die Ernährungsbildung rechtzeitig auf dem Lehrplan stehen, um allen Kindern unabhängig vom sozialen Status der Eltern die Möglichkeit zu geben, Wissen über Lebensmittel und Umgang mit Lebensmitteln zu erwerben. Nur so kann man erreichen, dass statt Marken-Schokoriegel auch öfters Käsebrot und Apfel in der Brotdose landen.
Redaktion:
Und was werden Sie am 7. März essen?
Mücke
Oh, dass weiß ich jetzt noch nicht. Ich denke, irgendetwas mit Hülsenfrüchten, vielleicht ein leckeres indisches Dhal mit roten Linsen. Die UN hat 2016 übrigens zum „Internationalem Jahr der Hülsenfrüchte“ ausgerufen, da diese in vielen Regionen der Welt erheblich dazu beitragen, Menschen zu ernähren und ernährungsphysiologisch besonders wertvoll sind, auch in der Fruchtfolge für die Landwirtschaft. Bei uns sind Hülsenfrüchte leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Also ein schönes Rezeptbeispiel für eine ausgewogene, preiswerte und leckere Mahlzeit – der klassische Linseneintopf natürlich auch!
Redaktion:
Und was werden Sie am 7. März essen?
Mücke
Oh, dass weiß ich jetzt noch nicht. Ich denke, irgendetwas mit Hülsenfrüchten, vielleicht ein leckeres indisches Dhal mit roten Linsen. Die UN hat 2016 übrigens zum „Internationalem Jahr der Hülsenfrüchte“ ausgerufen, da diese in vielen Regionen der Welt erheblich dazu beitragen, Menschen zu ernähren und ernährungsphysiologisch besonders wertvoll sind, auch in der Fruchtfolge für die Landwirtschaft. Bei uns sind Hülsenfrüchte leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Also ein schönes Rezeptbeispiel für eine ausgewogene, preiswerte und leckere Mahlzeit – der klassische Linseneintopf natürlich auch!
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